Die personelle Konstellation für die Bürgermeister-Direktwahl am 5. Juli in Gedern steht fest: Am Mittwoch votierte der örtliche CDU-Stadtverband während der Mitgliederversammlung in der Kulturremise geschlossen für eine Kandidatur der parteilosen Nieder-Seemer Ortsvorsteherin Simone Konietzke-Neisel, die damit von der Union offiziell nominiert wurde. Sie tritt gegen den von der FWG unterstützten Hauptamtsleiter Guido Kempel an. Weitere Bewerbungen sind theoretisch noch bis zum Abgabeschluss am 29. April möglich, doch damit rechnet niemand ernsthaft im politischen Umfeld, sodass ein Zweikampf ums Amt in den nächsten Wochen das Geschehen bestimmen wird.
Vorsitzender Edgar Gowin gratuliert Simone Konietzke-Neisel zur Nominierung Bei der Mitgliederversammlung hatte sich der harte Kern der Christdemokraten versammelt, 15 Mitstreiter stimmten ab, alle votierten in geheimer Abstimmung für die Kandidatin, die sich somit auf eine Nominierung mit 100 Prozent berufen kann. Konietzke-Neisel war nach Vorgesprächen von Vorstand und Fraktion vorgeschlagen worden, wobei Parteivorsitzender Edgar Gowin es sich eingangs der aktuellen Veranstaltung nicht nehmen ließ, die Anfänge der Kandidatenfindung zu erläutern. Eigentlich schon in der Vorbereitung auf die Kommunalwahl im Frühjahr 2016, sei man vom Rücktritt des Gederner Bürgermeisters Klaus Bechtold (SPD) zu diesem Zeitpunkt überrascht worden, habe schnell umschalten müssen und zunächst drei Kandidaten im Visier gehabt. Einen von außerhalb, aber ganz in der Nähe, der auf Grund der nicht vorhandenen Ortsansässigkeit jedoch schnell durchs Raster fiel. Gowin: „Wir wollten keinen Fremden mehr, das war uns schnell klar. Diesbezüglich haben wir aus der letzten Wahl gelernt.“ Damals musste der Butzbacher Alexander Kartmann chancenlos gegen Bechtold die Segel streichen. Blieben für die Union noch Hauptamtsleiter Guido Kempel sowie Simone Konietzke-Neisel im Rennen. Beide stellten sich intern vor. Gowin: „Fachlich hat der männliche Bewerber gewiss überzeugt, doch das rein Fachliche stand gar nicht im Vordergrund unserer Voraussetzungen.“ Vielmehr sei von erheblicher Bedeutung gewesen, wer frischen Wind ins Rathaus einziehen lassen könne. Nicht nur formell, sondern unter dem Aspekt der Serviceorientierung gegenüber den Bürgern. Schließlich seien hier Defizite klar vernehmbar. „Wir wollten jemanden, der Menschen zu begeistern weiß.“ Und da habe in diesem Fall die Frau deutlicher beeindrucken können. Ebenfalls nicht unerheblich sei gewesen, wer dem Profil der Partei besser entspreche. Auch da habe Konietzke-Neisel klare Vorteile einbringen können. Was die Kandidatin später selbst untermauerte: „Wenn ich mich mit den Zielen der CDU nicht identifizieren könnte, hätte ich mich nicht gemeldet.“ So aber war sie bei Freunden, denen sie sich selbstbewusst vorstellte und auch ihre familiären Bindungen kurz einbrachte: verheiratete Mutter zweier Kinder, mit einem Ehemann, der sich als Forstwirt selbstständig machte. „Wald, Flora und Natur sind mir nicht fremd, deswegen würde ich mich beim ,Grünen Tisch‘ als Bürgermeisterin mit Fachkenntnis engagieren.“ Zudem streifte sie ein weites Feld an Themen, die bei ihrem Management der Stadtgeschäfte gehobenen Stellenwert einnehmen würden: Auch wenn unterm Schutzschirm konsequent gespart werden müsse, dürfe kein großer Investitionsstau entstehen. Steuern- oder Gebührenerhöhungen seien deswegen wohl unumgänglich, doch nur maßvolle Anhebungen könnten den Bürgern zugemutet werden. Hier wolle sie Hand in Hand mit den politischen Gremien in Gedern beraten, was zu tun sei. Dies gelte auch für das Ausloten der Möglichkeit, ein neues Gebiet für Kleingewerbe auszuweisen, „obwohl wir neue Lebensmittler wohl kaum in der Stadt brauchen. Aber wenn aus diesem Bereich sich jemand erweitern möchte, muss es auch eine Möglichkeit geben“. Ein neues Feuerwehrzentrum, die Dauercampersituation, der Gederner See als Ganzes („Immerhin gibt er in der Außen-Wahrnehmung dieser Stadt ein Gesicht“), das schnelle Internet in den Ortsteilen, die Unterstützung der Vereine, Flüchtlingshilfe und manches mehr: Im Gegensatz zu ihrem Auftritt bei den Freien Wählern trug Konietzke-Neisel vor, ohne vom Manuskript abzulesen, was den CDU-Fraktionsvorsitzenden Heinrich Orth in der Diskussion zur Bemerkung veranlasste: „Man sieht schon an dieser persönlichen Umstellung, wie lernfähig unsere Kandidatin ist.“ Im Amt lernen, aber eine dienstleistungsbezogene Grundeinstellung mitbringen, das könne die Bewerberin, davon sei man überzeugt, wurde bei diversen Wortmeldungen deutlich. Zumal sie seit über 20 Jahren beim Wetteraukreis in Büdingen beschäftigt sei und die Elemente einer Verwaltung ihr durchaus vertraut seien. „Ein freundliches Miteinander im Rathaus, mit kontinuierlicher Fortbildung von Kollegen sowie Perspektiven für die Auszubildenden“: Diese Führungs-Darstellung von Konietzke-Neisel fand ebenfalls großen Anklang. Das einstimmige Votum war die Folge.